Usergruppen? Können die weg? – mit Stephan Hochdörfer und Roland Golla

Hört uns auch auf der Podcast-Plattform eurer Wahl.

Usergruppen laufen gerade wieder an. Die einen besser, die anderen schlechter. Was aber die meisten Gruppen gemeinsam haben ist, dass sie in den letzten Jahren nur online stattgefunden haben. Aber sind sie dafür überhaupt gemacht?

In dieser Podcast-Folge unterhalten wir uns mit Stephan Hochdörfer und Roland Golla über die Gegenwart und Zukunft von Usergruppen.

Weiterführende Links

Wir hatten das Glück, mit Stephan Hochdörfer eine Stunde über Usergruppen zu diskutieren. Unterstützt hat uns dabei ebenfalls Roland Golla von Never Code Alone.

Auch wenn wir schon sehr intensiv über das Thema gesprochen haben, so gibt es zwei Themen, die wir noch im Nachhinein ein wenig genauer betrachten wollen.

Usergruppen in Zeiten von Corona

Eine recht provokative Frage, aber sind Usergruppen noch zeitgemäß in Zeiten von Corona? Ja und nein. Ich glaube, dass viele Usergruppen es sich sehr einfach gemacht haben und das Format, welches früher bei Offline-Events funktioniert hat “ins Online” geschoben haben. Das kann funktionieren, muss es aber nicht. Wer Kinder hat, wird das aus dem Schulunterricht während Corona selbst am eigenen Leib erfahren haben.

Aber warum funktioniert es nicht bzw. nicht so gut? Es fehlt die Interaktion. Mir (Nils) war der Vortrag auf einer Usergruppe im Normalfall relativ egal – im Übrigen gilt das auch für Konferenzen – was mir aber wichtig ist, sind die Gespräche danach. Leute treffen und mit ihnen über das Thema des Abends diskutieren. Und eben auch über Themen reden, die nicht Teil des Vortrages waren.

Haben Online-Usergruppen das geschafft? Sicherlich einige. Viele aber halt auch nicht. Online geht es um den Vortrag. Ist dieser zu Ende, wird kaum noch diskutiert. Vielleicht mal ein Kommentar geschrieben. Das war es aber auch schon. Ist auch keinem zu verdenken. Wir Webentwickler:innen sitzen bereits 10 Stunden am Tag am Laptop und schauen in den Bildschirm. Irgendwann muss auch mal Schluss damit sein, in die Tastatur zu tippen.

Wie könnte man aber die fehlenden Teile einer erfolgreichen Usergruppe ins Online heben? Wir haben ein paar Ideen.

  1. Ausprobieren und Austausch. Wir haben auch nicht die perfekte Lösung, deswegen sollten wir einfach Dinge ausprobieren. So wie wir hier. Unsere 5-Minuten-Produkte und der Super Duper Podcast ist sicherlich auch noch nicht perfekt, aber es ist schon mal anders. Und wir schreiben auf Twitter darüber, was klappt und was nicht.
  2. Echte Gäste einladen. Wir wollen auch bald Vorträge für euch organisieren. Unsere Idee ist, dass wir einen Live-Stream auf YouTube dazuzunehmen. Da kann jeder seine Fragen in den Kommentaren stellen und wir versuchen darauf einzugehen. Trotzdem wollen wir immer fünf Gäste mit in den Talk einladen, die dann auch per Kamera zugeschaltet sind. Diese können danach echte Fragen stellen. So mit Worten und nicht nur in einem Chat. Wir hoffen, dass danach noch mal eine Diskussion aufkommt, die für alle spannend ist und man das Gefühl hat dabei zu sein.
  3. Hybrid-Veranstaltungen. Das machen schon viele Usergruppen und wir lieben die Idee. Online und Offline gleichzeitig. Ein Stream, für all die, die lieber zu Hause sich das ganze ansehen wollen und Bier und Pizza für alle anderen. Wenn Corona rum ist, werden wir ganz sicher auch auf dieses Format wechseln. Was aber viele davon abhält, ist wahrscheinlich, dass es einen Grundaufwand benötigt, um seine Videos auch live ins Netz zu streamen. Das wird aber hoffentlich bald einfacher zu lösen sein.
  4. Werkzeuge teilen. Das war auch bereits ein Punkt in unserem Podcast. Warum nicht die Werkzeuge teilen? Es gibt ja Tools, die die Interaktion und Kommunikation in solchen Events zu erhöhen. Häufig kosten diese aber monatliches Geld und besonders kleinere Usergruppen, die das ja alles freiwillig machen, können dies nicht immer ausgeben. Also warum nicht zusammenlegen? Im Normalfall versucht man seine Gruppe ja eh so zu timen, dass sie nicht mit anderen Gruppen überlappt. Also kann man sich auch das Streaming-Tool teilen. Voilà … Geld gespart und besseres Tool im Einsatz. Welches das beste Tool dafür ist, sind wir auch gerade am Rausfinden, also gerne eure Werkzeuge in den Kommentaren verlinken.

Es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis Online-Events genau so viel Spaß machen, wie offline, aber diese Punkte könnten schon mal den Weg ein wenig freimachen. Wir probieren einfach alle gemeinsam weiter aus.

Usergruppen auf Deutsch?

Ein Punkt, der im Podcast nicht besprochen wurde, aber eigentlich ziemlich weit oben auf unserem Zettel war, ist die Sprache. Immer mehr Usergruppen ändern die Sprache auf Englisch. Weil wir uns hier auch nicht sicher sind, was der Königsweg ist, finden wir eine ergebnisoffene Diskussion wunderbar. Auf Twitter haben wir bereits andiskutiert.

Ich bin ein großer Fan von Usergruppen auf Deutsch (zumindest in Deutschland). Und zwar aus folgenden Gründen:

  • Wenn ich einen Vortrag auf Deutsch halte, dann wird er besser. Nicht weil ich schlecht Englisch rede, sondern, weil ich spontaner und lustiger in meiner Muttersprache bin. Wenn man meinen echt schlimmen Humor mag, dann bringt das allen was.
  • Die Einstiegshürde ist geringer. Du hältst das erste Mal einen Vortrag? Dann bist du nervös, hast vielleicht auch Angst. So ging es mir. Dass ich die ersten Vorträge auf Deutsch halten konnte, hat mir sehr viel Ruhe gegeben, denn ich wusste schon mal, dass wenn ich es verbocke, es nicht dran liegt, dass ich mich “komisch” ausgedrückt habe. Ja, ich weiß, das alles verzeiht jeder in der Gruppe und es ist nicht schlimm da vorne auch mal eine Frage nicht perfekt beantworten zu können, aber das ist meiner Angst vor dem Vortrag ziemlich egal davor.
  • Ich glaube, dass mehr Leute sich nach einem Vortrag trauen Fragen zu stellen, wenn sie es in ihrer Muttersprache machen dürfen. Mehr Fragen, mehr Wissen, mehr Spaß.
  • “Wer spricht kein Deutsch?”, das ist die Frage, die im Vorfeld immer gefragt wird. Eigentlich müsste sie heißen “Wer versteht kein Deutsch?”. Denn häufig verstehen in Deutschland Lebende ja die Sprache, trauen sich nur nicht, sie zu sprechen. Ich bin übrigens auch froh, dass ich so eine komplizierte Sprache wie Deutsch nicht lernen muss.
  • Wir versuchen durch den Wechsel auf Englisch niemanden auszugrenzen. Das finde ich eine wirklich gute Sache, aber grenzen wir nicht genau so viele Leute aus, wenn wir die Vorträge auf Englisch machen? Ich kenne einige wirklich gute Entwickler, die nicht gut Englisch reden und deswegen nicht auftauchen, wenn der Vortrag auf Englisch ist. Vor Ort wird dann aber sicherlich jeder die Sprache beherrschen, wenn es schon so angekündigt wurde.

Das waren meine Punkte. Ich habe absichtlich nur die eine Seite beleuchtet, da ich hoffe so eine Diskussion ins Laufen zu bringen. Natürlich weiß ich auch, dass es gute Gründe für Englisch gibt, aber die dürft ihr jetzt erstmal aufzählen.

Das waren auch schon unsere Gedanken zu Usergruppen, die es nicht in den Podcast geschafft haben. Wenn ihr noch weitere Themen habt, dann schreibt sie gerne in die Kommentare und wir diskutieren hier oder im nächsten Live-Event gerne darüber.